Ab wann bin ich Alkoholiker?

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mario
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von mario »

laterne34 hat geschrieben:Nehmen wir mal an, ich hätte ein Alkproblem und sehe es ein. Wie sollte ich anfangen etwas zu ändern...
Da gebe es mehrere Möglichkeiten. Klassisch Hilfe suchen über Hausarzt oder Selbsthilfegruppen in der Gegend (Suchmaschine). Klar auch die Anonymen Alkoholiker sind eine Option.

Du könntest die Menge reduzieren. Trinke nur 2 Bier (bzw. 2 gleichwertige alk. Getränke) pro Tag bzw. Abend und versuche an mind. 1Tag in der Woche komplett auf Alkohol zu verzichten. Trinke (vorallem in geselligen Runden) schön langsam und Bier immer aus dem Glas. Beim aus der Flasche trinken, haben Männer meist diesen angeborenen Flaschenzug drauf und nach 3x ansetzen ist sie leer. ;-) Also schön langsam und geniesen, Grenze setzen und dann auch standhaft bleiben.
Diese Art, den Alkohol auf Dauer zu reduzieren ist aber extrem schwer.und erfordert in erster Linie einen starken Willen. Zu mannigfaltig sind da die Versuchungen, auch irgendwo angebliche Kompromisse zu machen. Heut mal 1-2 Bierchen mehr, dafür morgen oder übermorgen eins weniger... usw. Alkohol zu reduzieren funktioniert bei den meisten nur temporär und bald ist man wieder im alten Muster.

Du könntest aber auch erstmal ne Alkoholpause austesten. So als persönliche Challenge. 3 Monate null Promille. Kommst Du klar damit, wie ist Dein Verhalten, Deine Stimmung? Und lass Dir mal vorher und nachher die typischen Blutwerte checken. Das Ganze kannst Du dann auch über den Hausarzt überwachen lassen, falls es gesundheitlich brenzlig werden sollte. Wobei ich mir bei Dir vorstellen könnte da Du kein extremer Spiegeltrinker bist, dass es eher bei Dir über die psyschische Schiene läuft, als über die körperliche. Doch ich schätze Dich nur über Deine Beiträge ein und rate Dir dennoch einen Arzt vor Deinem Vorhaben zu befrafen.
Da Du meist abends in Ruhe trinkst, such Dir da ne andere Beschäftigung. Gehe joggen, treibe Sport, andere Hobbys, mach was mit Deiner Frau/Familie. Schreibe in der Zeit ein Tagebuch, wie es Dir geht, wie Du Dich fühlst, wie schwer es Dir fällt nix zu trinken. Oder in welcher Situation glaubst Du, dass Du es gerade brauchst zu trinken. Unterstütze Deinen Körper in der Zeit mit guter Ernährung, viel trinken, mit Aminosäuren (Glycin, Taurin, GABA, BCAA's...) Nahrungsergänzungsmitteln (C, Zink, Selen, Magnesium, B-Komplex...).
Und... beziehe Deine Frau in das Vorhaben mit ein, sie wird Dir sicher eine Stütze sein. Vor Bekannten, Verwandten und Freunden sei einfach ehrlich und sage: Du machst ne Alkoholpause. Wahrscheinlich kommen doofe Sprüche, aber das wirst Du schon aushalten für Deine Gesundheit.

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sod
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von sod »

laterne34: Ich kann dir nur raten, den Alkoholkonsum stark einzuschränken, wenn nicht gleich zu stoppen. Viele gute Hinweise und Tipps gab es hier schon zu Hauf. Ich selbst hatte es vor Jahren auch mit Alkohol übertrieben und bin jetzt seit über 20 Jahren nun schon trocken wie es so schön heißt. Davor habe ich mir bestimmt genau soviel Jahre durch Alkohol vieles kaputt gemacht, Menschen verletzt und ZichMal enttäuscht inklusive mich selbst. Ich habe zwar einiges mehr gesoffen und du magst heute auch glauben du hast es im Griff, doch wie es schon hier geschrieben wurde, es kommt schleichend.
Mach was, such dir Hilfe, glaub mir es lohnt sich!

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laterne34
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von laterne34 »

mario: Upps! Das muß ich mir noch ein weiteres Mal durchlesen. Doch Danke für den langen Text.

sod: Respekt für die lange trockene Zeit. Gibt es keinen Druck mehr wenn du ein kaltes Bier zischen hörst oder die Kumpels einen heben und du dann trocken dabei sitzt mit Limonade oder Kamillentee?

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sod
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von sod »

sod: Respekt für die lange trockene Zeit. Gibt es keinen Druck mehr wenn du ein kaltes Bier zischen hörst oder die Kumpels einen heben und du dann trocken dabei sitzt mit Limonade oder Kamillentee?
Da machst du dir zuviel Gedanken um andere. Denke doch an dich und deine Gesundheit. Ist doch egal ob du Tee trinkst oder Fassbrause, ändert nichts an dem wer du selber bist. Und falls die Kumpels es nicht akzeptieren suche neue.
Oftmals ist es doch so, so war es auch bei mir, dass dein Umfeld dich spiegelt. Trinker sind meistens unter Trinkern und glauben die besten Freunde zu sein. Und wenn dann jemand aus der Gewohnheit ausbricht, dann gilt er oft als Verräter und nicht mehr zugehöhrig. Genau so war es bei mir auch. Ich habe mein Umfeld gewechselt. Nur noch ein wirklich guter Freund von damals ist heute noch mein Freund. Alle anderen waren meine Mittrinker und haben als Freunde versagt. Es ist tatsächlich so, daß mein Freundeskreis heute auf ein Drittel von damals geschrumpft ist. Die meisten davon trinken keinen bis sehr wenig Alkohol und alle haben kein Problem damit das ich ein Trockener bin.

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laterne34
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von laterne34 »

Stimmt schon, muß mir Gedanken um mich machen und nicht um andere. Nur die Kumpels kenne ich seit der Jugendzeit. Wir haben schon viele Dinge gemeinsam durchlebt, negative wie positive. Mindestens einmal die Woche sind wir auf den Bolzplatz. Klar gehen danach paar Bierchen, doch wo ist das nicht so.
Aminosäuren (Glycin, Taurin, GABA, BCAA's...)
Da ich kein Chemiker bin, muß ich mal genauer fragen. Was ist das? So eine Art Ersatzdroge für Alkoholkranke?

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sod
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von sod »

Jeder muß für sich seine Konsequenzen für eine trockene Zukunft leben. Kumpels und Freunde sind natürlich dabei wichtig. Wenn sie dich aber in deinem Vorhaben nicht unterstützen und stärken, weil sie womöglich das gleiche Alkoholproblem wie du haben, dann wirst du dein Problem nie los werden. Versprech ich dir!
Sorry, hast mich gefragt! :confusion-shrug:

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laterne34
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von laterne34 »

Da kommt gerade etwas zusammen:
Angefangen mit den Blutwerten (Leberwerte sehr hoch, Blutfette hoch), hat jetzt meine Frau mir die berühmte Pistole auf die Brust gesetzt. Ich würde unsere Ehe in Gefahr bringen durch meinen Mißbrauch (welches Wort) und nicht zuletzt meine Gesundheit. Ich sollte mir endlich Hilfe suchen, andernfalls hätte ein uns keine gesunde Zukunft.
Zugegeben war es in letzter Zeit mitunter sehr losgelöst gewesen, was den Alk betrifft.
Oben stehen zwar viele gut gemeinte Tips nur was ist der 1. Schritt, wenn ich denn etwas ändern würde?
Die Antwort mit den Aminosäuren, was wie und wer die verschreibt, wurde leider nicht beantwortet

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mario
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von mario »

@laterne34
Als erstes solltest Du Dir erstmal klar sein, ob Du überhaupt etwas ändern willst. Das wäre der 1. Schritt, die Einsicht! Dann würde ich mit meiner Frau sprechen und einen standsicheren Schlachtplan austüfteln. Womöglich auch den Plan zusammen mit Deinem Hausarzt oder anderen Mediziner des Vertrauens ausarbeiten. Und die Frage stellen, brauch ich womöglich medizinische Hilfe während des Entzuges. Sollte ich die ersten Tage in eine Klinik oder mich ambulant vom Arzt begleiten lassen. Heisst, die ersten Tage ohne Alkohol können durchaus heftig werden (Delirium tremens) abhängig wie sehr Dein Organismus an Alkohol gewöhnt ist und ihn braucht bzw. Du schon vergiftet bist. Sei ehrlich zu Dir selbst bei dieser Entscheidung, es könnte Dein Leben von abhängen.

Aminosäuren:
Zuallererst sind Aminosäuren lebenswichtig, wie Fette oder Wasser und wir nehmen sie täglich mit unserer Nahrung auf. Verschreiben lassen musste Dir die nicht... die gibts nämlich zu kaufen. In Form von Lebensmitteln oder für spezielle Sachen, wie bei der Unterstützung zum "Trocken" werden, als Nahrungsergänzung.
Alkohl verändert auf Dauer Deine Gehirnchemie, unterdrückt z.B. Botenstoffe bzw. Neurotransmitter. Allen voran den Neurotransmitter GABA, der Dir hilft immer wieder in Deine Mitte zu kommen, Dein System zu beruhigen und Dich zu entspannen. Trinkst Du regelmäßig viel Alkohol ist GABA stark reduziert, da der Alkohol GABA ersetzt. Lässt Du nun den Alkohol plötzlich weg werden die beruhigenden GABA-Rezeptoren nicht mehr besetzt und Du wirst Probeleme haben runterzukommen, Dich zu entspannen. Es kann sein Du wirst unruhig, fahrig, zittrig, hast unerklärbare Stimmungsschwankungen und Du denkst nur eines.... was trinken. Es kann sich die Sache dann auch noch verschärfen und sich verkomplizieren und zu starken psychischen und physischen Symptomen kommen und wie oben geschrieben zum Delir kommen und unbehandelt dann auch zum Tod.
Aus diesem Grund, der gestörten Chemie im Hirn, kann man mit Aminosäuren wie z.B. GABA, L-Tryptophan, Taurin, Glycin... seinen Entzug unterstützen. Man bietet sozusagen seinen Körper/Gehirn die Bausteine für eine gesunde Hirnchemie an.

Ich möchte Dir die Webseite und das gleichnamige Buch von Gaby Guzek empfehlen. Schau mal auf die Webseite und gehe dort in das Forum, wo sehr viel Wissen und Erfahrungsberichte zum Thema Alkoholentzug stehen. Im Buch und im Forum findest Du auch das sogenannte Guzek-Protokoll, wo genaue Anweisungen zum einnehmen von u.a. bestimmten Aminosäuren stehen. Gaby Guzek ist ehemalige Alkoholabhängige und wird übrigens im Hintergrund von ihrem Mann supportet, der ist Arzt.
Also schau dort mal vorbei:
www.alkohol-ade.com

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laterne34
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von laterne34 »

Puhhhh, da wird mir gleich anders. Ein Stakato an Fachausdrücken! Ja, hast gut versucht es auf Normalos wie mich runterzubrechen! :mrgreen: Man zittert also wegen der veränderten Stoffe im Kopf und nicht weil der Körper Alkohol verlangt?
Ich glaube nicht schon so "abhängig" zu sein, um einen Arzt zu Rate ziehen zu müßen. :think: Ich bin kein Spiegeltrinker der früh die erste Büchse braucht.
Auch werde ich mich eventuell erstmal einschränken und nicht gleich mit der Tür in das Haus fallen (sprich Abstinenzler). Bis zum nachmittag komme ich auch ohne Alk aus und die paar Stunden abends bekomme ich auch in den Griff. In der Woche weniger mit 2 Tagen alkfrei und nur Samstag etwas mehr.
Den Link habe ich mir angeschaut, da muß ich mich registrieren für das Forum. Mal schauen ob ich das tue.

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mario
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Re: Ab wann bin ich Alkoholiker?

Beitrag von mario »

laterne34 hat geschrieben:Man zittert also wegen der veränderten Stoffe im Kopf und nicht weil der Körper Alkohol verlangt?
Sowohl als auch. ;-)

Nochmal bissel Fachchinesisch:
Einmal spricht Alkohol Dein Belohnungszentrum an, durch Ausschüttung bestimmter Wohlfühl- und Glückshormone. Und weiterhin übernimmt der Alkohol u.a. die Funktion des Neurotransmitter GABA, der für Beruhigung und innere Mitte steht . Alkohol übernimmt sozusagen im Laufe der Zeit des regelmäßigen Konsums dessen Part und dockt an die GABA-Rezeptoren im Gehirn an und verdrängt somit den originalen Neurotransmitter. Der Körper "verlernt" in den Jahren des übermäßigen Alkoholkonsums GABA zu produzieren. Warum auch, hat ja Alkohol! ;-)
Der Gegenspieler von GABA ist der Neurotransmitter Glutamat (meine jetzt nicht den Geschmacksverstärker). Glutamat steht wiederum für Erregung und Reizweiterleitung und der Verarbeitungen von Sinnesreizen.
In einer gesunden Hirnchemie sind Glutamat und GABA ausgeglichen und wirken genau in dem Moment, wenn sie gebraucht werden.
Nun hörst Du aber plötzlich auf Alkohol zu trinken und die GABA-Rezeptoren bleiben unbesetzt (es gibt ja auch zu wenig originalen GABA-Neurotransmitter, da ja bisher der Alkohol seine Rolle übernommen hat). Dir fehlt also der gesunde Stoffwechselprozess des Herunterkommens, der Beruhigung und der inneren Mitte und der Erregungstransmitter Glutamat kann nicht unterdrückt werden und nimmt schließlich Überhand.
Hiebei (können) Symptome von Unruhe, Zittern, hoher Pulsfrequenz, Schwitzen, unbestimmten Angstzuständen, Depressionen ect. auftreten, bis hin zum bekannten Delirium Tremens, bei dem diese Symptome nochmals gesteigert sind und ein ernster medizinischer Notfall eintreten kann.

Also Dein Körper schreit nach Alkohol, da er nicht mehr fähig ist durch eigene biologische Vorgänge zur Ruhe zu kommen. Und auch Dein Belohnungssystem schreit nach Alkohol, da es weiss, ist Alkohol im Blut, geht es mir gut.

Die Symptome beim Alkoholentzug können also von etwas Unruhe und hin und wieder Stimmungsschwankungen bis zu schwerwiegenden Symptomen reichen und sollten aber niemals als Grund verwendet werden den Entzug auf die lange Bank zu schieben. Für jede Situation gibt es heutzutage Hilfe.

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